Seit dem Jahr 2010 nimmt die Helmut-von-Bracken-Schule am Gewaltpräventionsprogramms PiT (Prävention im Team) der Hessischen Landesregierung im „Netzwerk gegen Gewalt“ teil.
Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, Gewaltprävention eine verantwortungsvolle Aufgabe, der sich besonders engagierte Schulen stellen.
PiT-Hessen ist ein institutionsübergreifendes und opferorientiertes Gewaltpräventionskonzept, das die dauerhafte Kooperation von Schule, Polizei und Jugendhilfe zur Grundlage seines Handelns macht. Das Programm verfolgt unter anderem das Ziel, Schülerinnen und Schülern Handlungsalternativen in gewaltbesetzten Situationen im öffentlichen Raum zu vermitteln und befasst sich dabei mit psychischer, physischer und struktureller Gewalt.
Theoretischer Rahmen und PiT-Ziele
Ziele des Programms sind:
1. Teambildung aus Personen von Schule, Polizei und Jugendhilfe
Pit-Teams
Die PiT-Teams arbeiten vor Ort an den beteiligten Schulen. Sie werden jeweils aus zwei Lehrpersonen, einer Polizeivollzugsbeamtin/ einem Polizeivollzugsbeamten und einer Vertreterin/einem Vertreter der Jugendhilfe gebildet. Die PiT-Teams trainieren Schülerinnen und Schüler der siebten Klassen eines Jahrgangs im gewaltlosen Umgang mit Konflikten im öffentlichen Raum.
2. Trainings von Schülerinnen und Schülern
Mit seinem gewaltfreien Ansatz will PiT den Teilnehmenden persönliche Handlungsmöglichkeiten in Gewaltsituationen aufzeigen und erfahrbar machen. Das Training setzt auf die Vermittlung von Möglichkeiten des gewaltfreien Widerstands. Der Fokus liegt dabei auf der Vermittlung von Kompetenzen bei Gewaltsituationen im öffentlichen Raum.
2.1. Trainingsmaßnahmen
Die Trainings richten sich an Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen sieben/acht aller hessischen Schulen
Befähigung von Schülerinnen und Schülern zu gewaltfreiem, deeskalierendem Handeln in (sich anbahnenden) Gewaltsituationen
Befähigung von Kindern und Jugendlichen Verantwortung gegenüber anderen zu übernehmen (hinsehen statt wegsehen)
Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler mit Gewalt im öffentlichen Raum werden in die Trainingsmaßnahmen einbezogen. (Schülerinnen und Schüler sind die Experten in eigener Sache).
Die Trainingsmaßnahmen bestehen aus acht bzw. neun Bausteinen mit der Schwerpunkt-setzung folgender Inhalte und Ziele:
Baustein 1: Was ist Gewalt?
Kennenlernen verschiedener Gewaltformen (psychische, physische, und strukturelle Gewalt). Zum Begriff „strukturelle Gewalt“:
Der norwegische Friedensforscher Johan Galtung definiert strukturelle Gewalt als „…vermeidbare Beeinträchtigung grundlegender menschlicher Bedürfnisse, oder, allgemeiner ausgedrückt, des Lebens, die den realen Grad der Bedürfnisbefriedigung unter das herabsetzt, was potentiell möglich ist.“ (Johan Galtung, Strukturelle Gewalt. Beiträge zur Friedens- und Konfliktforschung, Reinbek bei Hamburg 1975)
Sensibilisierung für die verschiedenen Arten von Gewalt
Erfahrungen mit Gewalt reflektieren
Verzahnung präventiven Trainings mit dem Lebensalltag der Schülerinnen und Schüler („gute Orte - schlechte Orte“)
Baustein 2: Konflikteinstieg
Sensibilisierung für unterschiedliche Distanzzonen
Aufbau eines Magnetfeldes = Konfliktsituation kennenlernen
Erarbeitung und Erprobung von präventiven Verhaltensweisen zur Vermeidung eines Konflikts
Baustein 3: Konfliktausstieg
Erarbeitung und Erprobung von Handlungsoptionen zum Ausstieg aus dem Magnetfeld
Bedeutung der eigenen Wahrnehmung („Bauchgefühl“) bei der Gefahreneinschätzung kennenlernen
Sensibilisierung für präventive Handlungsoptionen
Potentielle Handlungsstrategien zur Herstellung von Öffentlichkeit einüben
Baustein 4: Helferverhalten
Möglichkeiten des erfolgreichen und verantwortungsvollen Helferverhaltens kennenlernen und erproben
Baustein 5: Helfen in der Schule
Sensibilisierung für die Wahrnehmung von Möglichkeiten der gewaltfreien Intervention in der Schule bei Konflikten
Wirksame Deeskalationsstrategien für den Raum Schule kennenlernen und erproben
Baustein 6: Öffentliche Gewalt – sexuelle Belästigung
Transferierung von gewaltfreien und verbalen Konfliktlösungsstrategien
Grenzen und Möglichkeiten der Selbstverteidigung
Baustein 7: „Das virtuelle Magnetfeld“ oder „Im Netz der neuen Medien“
Förderung einer konstruktiv-kritischen Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der neuen Medien
Sensibilisierung für Risiken, Gefahren bei Nutzung der neuen Medien
Sensibilisierung für die Wahrnehmung von Gewalt im Netz und deren Folgen
Erarbeitung von Handlungsoptionen zum Umgang mit Gefahren, Risiken und Gewalt im Netz
Baustein 8: Rechtsextremismus oder: Zu den Besonderheiten der Spielarten rechter Gewalt und Grenzen der Bearbeitung im PiT-Programm
Sensibilisierung für die Hintergründe und Besonderheiten „rechter Gewalt“
Möglichkeiten des Opferschutzes reflektieren durch Eruierung regionaler, lokaler Hilfsstrukturen
Grenzen der Deeskalationsstrategien von PiT-Hessen im Kontext „rechter Gewalt“ erkennen
Baustein 9: „Mister Emotion- ein Gefühlsforscher“- Konzeptionelle Hinweise zum indirekten Vorgehen (Ergänzungsbaustein für Förderschulen)
Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen
Schulung der Wahrnehmung, Benennung und Darstellung von Gefühlen
Förderung des Selbstwertgefühls im Rahmen der Selbstbildungsprozesse
Entwicklung von Optionen zur erfolgreichen Bewältigung der Alltagssituationen
3. Unterstützung der Organisationsentwicklung der beteiligten Organisationen
Unter dem Stichwort „PiT verändert die Organisation“ soll erreicht werden, dass Teambildung und Trainingsmaßnahmen in der Schule zu einem veränderten Klima in und zwischen den beteiligten Institutionen beitragen. Mit der Wahl für PiT-Hessen entscheiden sich die Kooperationspartner auch für einen Prozess der Personal-, Organisations- und Konzeptentwicklung.
Weitere Informationen zu PiT-Hessen finden Sie unter: www.pit-hessen.de
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